Man kann nicht oft genug sagen, wie wichtig ein regelmäßiger Wechsel ist. Reißt dein Zahnriemen bei laufendem Motor, ist es in der Regel zu spät. Die Folge meist ein Motorschaden, womit der wirtschaftliche Totalschaden nicht weit entfernt ist. Um dem Vorzubeugen, haben wir den Austausch an unserem Fiat Ducato 290 2.5 D für dich begleitet. Wir zeigen dir im Folgenden Infos & Aufgaben des Zahnriemens, wie ein Wechsel vorgenommen wird und was du dazu benötigst.

Hinweis

Der Wechsel des Zahnriemens ist keine einfache Sache. Es erfordert einiges an Übung und hat diverse Fehlerpotenziale. Die Konsequenzen eines fehlerhaften Austausches können zum Ende des Motors führen. So gerne jedermann auch Werkstattkosten vermeidet – nur wer Erfahrung und Fachwissen mitbringt sollte hier selbst Hand anlegen. Andernfalls ist am falschen Ende gespart und die folgende Werkstattrechnung um ein Vielfaches höher!

Den Schraubern, die unsere Anleitung umsetzen wollen, empfehlen wir sich bezüglich einer Ersatzteileauswahl an die Augustin Group zu wenden.

Aufgabe des Zahnriemens

In seiner Hauptaufgabe, überträgt der Zahnriemen die Drehbewegung der Kurbelwelle auf die Nockenwelle. Er steuert den fehlerfreien Ablauf der Wellen miteinander, weshalb man den Zahnriemen auch unter dem Begriff Steuerriemen kennt. Die Verzahnung des Riemens gewährleistet dabei, dass die Stellung der Kurbel- bzw. Nockenwelle zueinander konstant gleich bleibt. So einfach das klingt, ist er damit ein ganz wesentlicher Bestandteil des Motors. Die einzelnen Nocken sorgen für die richtigen Öffnungs- und Schließmomente der einzelnen Ventile, während sich die Kolben dabei rhythmisch auf und ab bewegen. Ein empfindliches Zusammenspiel. Eine genaue Taktung der Arbeitsabläufe ist für einen sauber laufenden Motor dabei unbedingt notwendig. In der folgenden Grafik wird der Ablauf noch einmal verdeutlicht:

4-Stroke-Engine.gif
Von UtzOnBike (3D-model & animation: Autodesk Inventor) – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

In aller Regel dreht sich die Nockenwelle mit der halben Geschwindigkeit der Kurbelwelle, welche zwei Umdrehungen für die 4-Takte benötigt. Daher hat deine Nockenwelle auch die doppelte Anzahl an Zähnen gegenüber der Kurbelwelle.

Ist dieser Rhythmus gestört, läuft unter anderem dein Motor unrund und kann nicht die gewohnte Leistung abrufen – was allerdings noch das kleinere Problem wäre. Verabschiedet sich dein Zahnriemen und reißt bei laufendem Motor, ist die notwendige Feinabstimmung dahin. Die Kolben und Ventile prallen aufeinander und der Motorschaden ist perfekt. Einzige Ausnahme dabei bildet ein freilaufender Motor. Dabei berührt der Kolben, selbst bei geöffneten Ventilen, diese nicht.

Nebenaufgabe des Zahnriemens

Je nach Fahrzeugtyp treibt der Zahnriemen mit seiner Drehbewegung nicht nur die Kurbel- bzw. Nockenwelle an. Auch Wasserpumpe, Einspritzpumpe oder deine Ausgleichswelle können in den Arbeitskreis integriert sein. Besonders bei älteren Modellen sind diese Teile oft mit eingespannt. Letztlich gehören noch Umlenk-, sowie Spannrollen zum Arbeitskreis. Die Bezeichnung verrät es, sie führen den Zahnriemen und sorgen für eine korrekte Spannung, dass dieser stabil bleibt sich nicht verdrehen kann.

Wechselintervalle – Wann tausche ich den Zahnriemen?

Leider kommen Zahnriemen ohne Haltbarkeitsdatum. Je nach Motor und Modell sind die Wechselintervalle unterschiedlich. Von Seiten der Hersteller existieren immer Angaben nach Laufleistung und Jahren, allerdings sind das keine Garantien. So liegt die Laufleistung im Allgemeinen meist zwischen 40.000 und 200.000 km. Die Nutzungsdauer liegt bei ca. 4 – 6 Jahren. Je nachdem was zuerst erreicht wird, wird ein Wechsel angeraten. Nun lassen diese Angaben eine Menge Spielraum, was eine Nachfrage direkt beim Hersteller empfehlenswert macht.

Um eine regelmäßige Sichtkontrolle kommst du leider dennoch nicht herum. Beispielsweise bei feuchter Unterbringung deines Autos, kann der Verschleiß beschleunigt werden. Möglicherweise reißen Stücke des Gummis an den Umlenkrollen ab oder es bilden sich Risse. Von der natürlichen Porosität abgesehen, welche unterschiedlich voranschreitet. Daher bei Werkstattbesuchen gerne die Gelegenheit nutzen und einen Blick auf den Zustand des Zahnriemens, Spann- und Umlenkrollen, etc. werfen.


Einbauanleitung – Zahnriemen am Ducato Typ 290

Zeitaufwand: 1,5 – 2 Stunden

Folgende Werkzeuge benötigst du:

  • Wagenheber
  • Radkreuz / Schlagschrauber
  • Gegenhalter
  • Knarre (hier: 17- , 19-, 21- und 36er Nuss)
  • Stableuchte o.ä.
  • Stützböcke

Als erstes kannst du zur Vorbereitung dein Vorderrad auf der Beifahrerseite abmontieren. Wir haben einen klassischen Radkreuz dafür benutzt, ansonsten bequem den Schlagschrauber mit einer 21-Nuss. Hast du eine Hebebühne ist das von Vorteil. Falls nicht, einfach den Wagenheber nehmen und dein Fahrzeug aufbocken. Dabei daran denken, das Auto gegen Wegrollen zu sichern! Wir empfehlen dir Böcke zum Abstützen zu benutzen. Denn die Höhenverstellbarkeit des Wagenhebers ist später noch nützlich. Da im Laufe des Austauschs die Motorhalter entfernt werden, muss der Motor dann anderweitig gehalten werden. Eine bequeme Lösung bietet dafür dein Wagenheber.

In unserem Fall versperrt die Batterie den freien Zugang und wird daher vorübergehend rausgeworfen. Dafür musst du die Mutter an der Masseklemme lösen und abnehmen. Aufgepasst! Nicht an die Batterie oder Pole kommen, ansonsten droht ein Kurzschluss. Die gleiche Prozedur wiederholst du am Pluspol. Danach noch die Verschraubungen am Boden lösen und vorsichtig herausheben – die Batterie ist meist schwerer als sie aussieht.

Batterien entnehmen - Zahnriemen wechseln am Fiat Ducato 290 - ducatoschrauber.de

Hast du dir etwas Platz geschafft, kannst du die Abdeckung entfernen. Bei unserem Ducato 290 sind dafür vier Schrauben zu lösen. Danach lässt sich ein erster Blick auf den Zahnriemen werfen. Zu erkennen sind außerdem die Zahnräder des Nebenaggregats und der Nockenwelle, so wie die Umlenkrollen.

Zahnriemenabdeckung abnehmen - Zahnriemen wechseln Fiat Ducato Typ 290 - ducatoschrauber.de

Anschließend kannst du dich dem Motorhalter widmen, um den Motor etwas abzulassen. Im Voraus den Motor mit dem Wagenheber sichern – richtig sichern! – und die Schrauben mit einer Knarre plus 17er Nuss losdrehen.

Motorhalter lösen - Zahnriemen wechseln Fiat Ducato Typ 290 - ducatoschrauber.de

Danach wechselst du wieder an die untere Position des Autos. Der Zugang zur Kurbelwelle ist bei unserem Fiat Ducato durch einen Stabilisator versperrt. Auf Grund dessen müssen wir zuerst den Stabilisator lösen. Dafür löst du einfach die drei vorderen Schrauben.

Stabilisator lösen - Zahnriemen wechseln Fiat Ducato Typ 290 - ducatoschrauber.de

Durch den gelösten Stabilisator kannst du nun den Motor etwas ablassen, dadurch erhälst du von der Seite auch einen guten Blick auf die Kurbelwelle und die Lichtmaschine, die von der Kurbelwelle mit angetrieben wird.

Keilriemen lösen - Zahnriemen wechseln Fiat Ducato Typ 290 - ducatoschrauber.de

Damit der Keilriemen abgenommen werden kann, löst die zuerst die obere Schraube der Lichtmaschine und danach die Untere. Bitte nur lösen nicht ganz abnehmen. Die Lichtmaschine lässt danach nach vorne schieben und somit den Druck vom Keilriemen nehmen. Jetzt kannst du den Keilriemen abnehmen.

Lichtmaschine lösen - Zahnriemen wechseln Fiat Ducato Typ 290 - ducatoschrauber.de

Im Anschluss kann, mithilfe des Gegenhalters, von unten die Riemenscheibe der Kurbelwelle abgeschraubt werden. Hierzu nimmst du eine 36er Nuss. Hast du einen Schlagschrauber zur Hand, sollte es ohne Gegenhalter möglich sein. Gerne sitzt diese Schraube allerdings etwas fest. Mit beherzten Schlägen auf die Außenkanten der Schraube geht es möglicherweise etwas leichter von der Hand. Einzig die untere Zahnriemenabdeckung kann die Sicht nun noch versperren, bedarf allerdings ebenfalls nur ein paar gelöster Schrauben zur Demontage.

Gegenhalter Kurbelwelle - Zahnriemen wechseln Fiat Ducato Typ 290 - ducatoschrauber.de

Bevor jetzt der Halteblock der Umlenkrolle gelockert wird und du den Zahnriemen abnimmst, musst du den sogenannten oberen Totpunkt (OT) des Kolbens ermitteln. Gemeint ist die Haltung, wo der Kolben des ersten Zylinders seine höchste Stellung einnimmt, bevor er wieder absinkt.

Ermittlung des oberen Totpunktes (OT)

Jedes Auto hat bereits vorhandene Markierungen, die du nutzen kannst. Dieses können Einkerbungen oder Beschriftungen an den Bauteilen sein. Es kann zudem weiterhelfen eigene Beschriftungen zu ergänzen. Markiere bei Bedarf mit einem geeigneten Stift die Lage der Zahnräder, so wie die Lage der Nocken- und Kurbelwelle.

Unbemerkt kann sich danach keines der Teile verdrehen, bis der neue Zahnriemen aufgesetzt ist. Möchtest du auf Nummer sicher gehen, mach noch ein Foto deiner Markierungen bevor der alte Zahnriemen abgenommen wird.

Tipp: Bei Benzinern kannst du die Zündkerze des ersten Zylinders entfernen und einen langen Gegenstand ( z.B. ein stabiler Draht oder die Verlängerung einer Knarre) in den Schacht zu stecken. Der erste Zylinder liegt beim Reihenmotor direkt gegenüber der kraftabgebenden Seite. Drehst du im Anschluss die Kurbelwelle mit deiner Knarre, steigt und sinkt auch deine Verlängerung auf dem Kolben. Der obere Totpunkt ist erreicht, wenn der Kolben an seiner höchsten Stelle steht. Ist dieser Moment gefunden, markiere die Stellungen der Nockenwelle und der Kurbelwelle.

Eine zweite Möglichkeit besteht darin, die Position der Nocken anzuschauen. Dafür nimmst du den Ventildeckel ab. Stehen die Nocken des ersten Zylinders frei und drücken nicht auf die Ventile, kannst du mit dem Markieren loslegen.

Der Zahnriemenwechsel beim Fiat Ducato

Um die Spannung zu verringern, löse die Schraube des Spanners. Bei unserem Fiat Ducato mithilfe einer 12-Nuss.

Tipp: Unabhängig vom Modell bietet es sich an bei dieser Gelegenheit einen Blick auf Umlenk- und Spannrolle zu werfen bzw. auszutauschen. Läuft auch die Wasserpumpe über deinen Zahnriemen, tausche diese ebenfalls mit aus. Ebenfalls lohnt es sich die Wedis auszutauschen. Für geringe Mehrkosten bist du später auf der sicheren Seite. Sollten diese Teile kaputt sein, müsste der ganze Aufwand von vorne anfangen.

Den gelösten Zahnriemen kannst du nun abnehmen. Sollten sich inzwischen die Stellung der Zahnräder verändert haben, drehe sie vorsichtig mit der Knarre wieder in die korrekte Position.

Dann kann der neue Riemen, an der Kurbelwelle angefangen, aufgesetzt werden und zwar entgegen der Drehrichtung des Motors. Die Seite, auf der dein Riemen gezogen wird, sollte besonders stramm sitzen. Ohne das ein Spiel der Zähne zu den Zahnrädern vorliegt. Auf der anderen Seite wird er etwas lockerer sitzen, da der Spanner erst wieder mit maximalem Druck befestigt werden muss. Achte auf eine stabile Sicherung. Ist der Zahnriemen komplett aufgesetzt und die Spannung wieder hergestellt, stell den Austausch auf die Probe.

Zur Prüfung drehe zweimal die Kurbelwelle. Setze dafür die Schraubenmutter herauf, wobei du die Riemenscheibe zunächst auslassen kannst. Schaue nach den Umdrehungen genau wie der neue Zahnriemen sitzt und wie viel Spannung vorhanden ist. Aufgepasst! Fehler an dieser Stelle können fatale Folgen haben!

Gibt es einen Unterschied zu den vorherigen Markierungen, wiederhole den Vorgang: Spanner lösen – Zahnriemen neu aufsetzen – Spanner befestigen – Kurbelwelle 2x drehen.

Bist du zufrieden und alles sitzt, kann der Rückbau beginnen. Das heißt Riemenscheibe befestigen, Abdeckungen montieren, Reifen anbringen und ggf. Batterie wieder einbauen. Starte anfangs dein Fahrzeug zur Sicherheit nur leicht an, um zu hören wie der Motor durchläuft. Denn bei Unregelmäßigkeiten kann man bei diesem Austausch nicht vorsichtig genug sein!

Hast du noch Hinweise oder Anregungen zu diesem Thema?
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Hier bekommst Du die passenden Ersatzteile:

Den Schraubern, die unsere Anleitung umsetzen wollen, empfehlen wir sich bezüglich einer Ersatzteileauswahl an die Augustin Group zu wenden.
Hier findet Ihr die Zahnriemensätze für Ducato 280/290 2,5 D.

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