Autoreifen werden neben den normalen Verschleißteilen am häufigsten gewechselt und sorgen dennoch immer wieder für Unsicherheiten beim Kauf. Was bedeuten eigentlich die ganzen Zahlen auf dem Reifen oder wieso ist ein Autoreifen eigentlich so belastbar? Damit keine Unsicherheiten mehr auftreten können, möchten wir etwas Licht ins Dunkle bringen.
Der Autoreifen kommt im Gegensatz zum Fahrradreifen ohne einen Schlauch aus und muss dadurch noch höhere Anforderungen erfüllen.
Um das zu bewerkstelligen sieht der klassische Aufbau wie folgt aus:
Die Lauffläche: liegt direkt auf der Straße auf und sorgt mit seinem Profil für den richtigen Grip auf der Straße, je nach Art von Reifen (z.B. Sommer- oder Winterreifen) haben Sie einen anderen Aufbau der Profile.
Die Seitenwand: sorgt zum einen für die Flexibilität des Reifens und zum anderen stellt sie den Schutz für die Karkasse dar.
Die Karkasse: ist die wichtigste Komponente des Reifens. Sie sorgt durch verschiedene Gummimischungen und Materialien, wie z.B. Nylon und Stahl dafür, dass der Reifen seine Stabilität erhält.
Die Wulst: ist das innere Ende des Reifens und sorgt dafür, dass Reifen und Felge fest miteinander verbunden werden. Die Wulst wird durch ihren besonderen Aufbau und einem Stahlkern stabilisiert.
Die Innenschicht: besteht auch aus verschiedenen Mischungen von Gummi und ist dafür zuständig, dass keine Luft aus dem Reifen entweichen kann.
Sommer- und Winterreifen unterscheiden sich hauptsächlich in zwei Eigenschaften: Dem Mischverhältnis des Gummis und dem Profil.
Sommerreifen haben des Öfteren ein Sonnensymbol auf dem Reifen, aber es gibt keine gesetzliche Bestimmung dafür. Daher kann das Symbol auch nicht vorhanden sein. Am besten kann man es am Profil erkennen. Sommerreifen haben auf ihrem Profil keine Lamellen und meistens kein gradlinig verlaufendes Profil.
Das die Abkürzung M+S auf dem Reifen auf einen Winterreifen hindeuten soll ist leider ein weit verbreiteter Irrglaube. M+S steht für “Matsch und Schnee” bzw. für “mud and snow”. Das kann aber auch auf Sommerreifen oder Ganzjahresreifen zutreffen.
Das Mischverhältnis des Gummis von Sommerreifen ist deutlich härter, weil die Reifen im Sommer extrem hohen Temperaturen ausgesetzt sind. Die Wahl für Winterreifen im Sommer bedeutet eine Entscheidung für einen längeren Bremsweg durch die weichere Mischung und den höheren Abrieb.
Das Profil von Winterreifen zeichnet sich durch sogenannte Lamellen aus – viele kleine Profileinschnitte, die sich mit Schnee und Eis verzahnen und ein Schlittern über die winterliche Straße verhindern. Das Profil von Winterreifen ist in der Regel nicht für das Verdrängen von viel Wasser gestaltet. Sommerreifen können einen Starkregen besser bewältigen.
Zusätzlich haben Winterreifen ein Schneeflocken-Symbol auf der Flanke. Sobald ein Reifen dieses Symbol erhält, musste er bestimmte Tests auf Schnee absolvieren.
Diese Art Autoreifen kann man theoretisch das ganze Jahr über fahren. Somit stellt sich bei den Autoreifen die Frage, sind sie genauso sicher wie Sommer- und Winterreifen?
Der Ganzjahresreifen ist lediglich ein Kompromiss, es besteht ein klarer Zielkonflikt. Ein Reifen, der sowohl bei hohen Temperaturen, als auch bei Nässe, Eis und Schnee die Bestleistung bringt ist physikalisch nicht möglich
Das Profil der Ganzjahres – und Allwetterreifen bietet nicht das volle Maß an Sicherheit im Vergleich zu einem qualitativen Winterreifen. In extremen Wettersituationen ist der Ganzjahresreifen, im Vergleich zum Winterreifen, auch nicht so effizient.
Durch die vergleichsweise weiche Gummimischung stellt der Allwetterreifen auch im Sommer nicht die perfekte Lösung dar. Egal bei welcher Witterung entsteht dadurch ein längerer Bremsweg und eine geringere Laufleistung als bei einem qualitativ hochwertigen Sommerreifen. Dies führt wiederum dazu, dass der Reifen schneller abnutzt und die Form verliert. Durch das Profil des Ganzjahresreifens kann auch weniger Wasser verdrängt werden, so dass auch eine größere Gefahr für Aquaplaning besteht.
Laut § 36 StVZO ist die technische Ausführung der Bereifung festgelegt. Danach sind alle PKW Reifen entsprechend der europäischen Vorschrift genormt. Am wichtigsten ist dies für die Beschriftung des Reifens, denn diese gibt über die Daten des Autoreifens Auskunft.
Erschwert wird der Umgang mit den Reifendaten dadurch dass die Maßeinheiten mm mit dem englischen Zoll-System kombiniert sind. (1 Zoll = 25,4 mm).
Anhand dieser Beispieltabelle möchten wir euch die Bedeutungen der Beschriftungen nahe bringen:
Angaben | Bedeutung |
---|---|
195 | Reifenbreite in mm |
55 | Höhe/Breite Verhältnis in % hier: 50% von 205 mm =102,5 mm Höhe |
R | Radialbauweise = Gürtelreifen |
16 | Felgendurchmesser in Zoll |
87 | Tragfähigkeit = Load Index |
V | Geschwindigkeitsindex |
tubeless | schlauchlos |
Max. Load 1230 lbs | Maximale Belastung in lbs, 1 lb = libr (pound)= 0,454 kg |
Max. Press 36 PSI | Maximaler Innendruck in PSI, 1 PSI = 1 pound per sqare inch (Pfund pro Quadratzoll) oder 1 lb/in^2 = 0,0704 bar |
Plies sidewall 2 Rayon | Plies sidewall = Seitenwand Lagen, (Karkassenlagen aus Ryon) |
Tread 2Steel 2 Nylon | Lauffläche Gürtellagen |
DOT XT BK XKJM | Entspricht DOT Prüfung (Department of Transport = amerikanisches Verkehrsministerium) |
1205 | Herstellungsdatum |
E4 | ECE-Prüfzeichen (E4 = Niederlande) |
TWI | Tread Wear Indicator, Verschließanzeige bei 1,6 mm |
Die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird durch den Geschwindigkeitsindex angegeben.
Im Fahrzeugschein wird der Geschwindigkeitsindex für das jeweilige Fahrzeug angegeben. Es darf kein Reifen montiert werden, der unter diesem Index liegt. Ein Reifen mit einem höheren Index stellt aber kein Problem dar und darf auf dem Fahrzeug befestigt werden.
Die Tabelle zeigt den jeweiligen Geschwindigkeitsindex zum dazugehörigen Buchstaben.
Kennbuchstabe | Geschwindigkeit bis |
---|---|
Q | 160 km/h |
R | 170 km/h |
S | 180 km/h |
T | 190 km/h |
H | 210 km/h |
V | 240 km/h |
Z | über 240 km/h |
W | 270 km/h |
Der Tragfähigkeitsindex ist ebenfalls eine Betriebskennung des Autoreifens. An diesem Wert erkennt man wie stark der Reifen maximal belastet werden darf.
Welcher Tragfähigkeitsindex für dein Fahrzeug zulässig ist, kann man auf der Zulassungsbescheinigung Teil 1 (früher: Fahrzeugschein) und am Autoreifen selbst ablesen.
Auf der unten stehenden Tabelle wird der Tragfähigkeitsindex angegeben. Dabei ist zu beachten, dass sich die Angaben auf einen Reifen mit 2,5 bar Reifendruck beziehen.
LI | kg | LI | kg |
---|---|---|---|
80 | 450 kg | 88 | 560 kg |
81 | 462 kg | 89 | 580 kg |
82 | 475 kg | 90 | 600 kg |
83 | 487 kg | 91 | 615 kg |
84 | 500 kg | 92 | 630 kg |
85 | 515 kg | 93 | 650 kg |
86 | 530 kg | 94 | 670 kg |
87 | 545 kg | 95 | 690 kg |
Die DOT Nummer (Department of Transportation) gibt Aufschluss über das Herstellungsdatum eines Reifens.
Ist am Reifen zum Beispiel der Code DOT DM CI 09X 1314 aufgedruckt, wurde er also in der 13. Kalenderwoche im Jahr 2014 hergestellt.
Die letzten 4 Zahlen des Codes stehen für die Kalenderwoche und das Herstellungsjahr des Reifens.
Wenn Reifen vor 2000 hergestellt wurden, besitzen sie am Ende eine dreistellige Zahl. Steht dort eine 269, dann ist dieser Reifen in der 26 Kalenderwoche im Jahre 1999 hergestellt worden.
Auch wenn der Reifen schon einige Jahre alt ist, laut Herstellungsdatum (laut ADAC können zur Orientierung 3 Jahre angegeben werden), gilt der Reifen als neu, wenn er unbenutzt ist.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man keinen Reifen kaufen sollte der älter als 3 Jahre alt ist.
Sommerreifen, die älter als 8 Jahre sind, gelten als überaltert und können unter Umständen nicht mehr verkehrssicher sein, da die Gummimischung sich so verhärtet hat, dass Material ermüdet und brüchig ist. Bei Winterreifen gilt dies schon ab 6 Jahren.
Innerhalb der Europäischen Union gilt eine Mindestprofiltiefe von 1,6 mm.
Aus Sicherheitsgründen empfehlen wir die Reifen ab einer Tiefe von 2,5 mm zu tauschen, da es sonst zu gefährlichen Situationen bei schlechtem Wetter kommen kann. Bei Winterreifen empfehlen wir einen Tausch bereits ab 4 mm.
Eine 1,- € Münze ist bei der Messung sehr hilfreich, denn der goldene Rand ist bei ca. 4 mm Restprofil sichtbar.
Und noch ein Tipp für Winterreifen: Die Reifen sollten alle 10000 bis 15000 km getauscht werden. Nicht diagonal, sondern nur auf einer Seite von vorne nach hinten. Das hält die Abnutzung in Grenzen.