Morgens, 7 Uhr, raus in die Kälte und das Auto von Schnee und Eis befreien – was kann man sich Schöneres vorstellen? Da bekommt man richtig Lust, sich früh morgens in der Kälte mit der zugefrorenen Scheibe und dem Eiskratzer abzuquälen. Also: Wie bekommt man die Scheibe am besten frei? Wie geht’s am schnellsten? Und was kann man sich sparen?

Nahaufnahme wie jemand mit einem Eiskratzer mit Griff eine Autoscheibe frei kratzt.

Für viele von uns während der Winterzeit ein tägliches Ritual.                                                    © K.-U. Häßler – fotolia

Rechtliche Regelungen

Doch bevor wir uns mit praktischen Tipps und Produkten beschäftigen, sollten wir zunächst einen Blick auf die rechtlichen Bestimmungen werfen.

Denn wer kennt das nicht? Morgens nur schnell eine kleines „Guckloch“ freikratzen, Mütze und Handschuhe anlassen, rein ins Auto, Lüftung auf volle Pulle uns los geht’s.

Ein kleines Guckloch auf der Beifahrerseite in einer komplett zugefrorenen Pkw-Scheibe.

Ganz klar – dieses „Guckloch“ reicht laut StVO nicht aus.                                                                               © maho – fotolia

Doch laut § 23 StVO muss der Fahrzeugführer dafür sorgen, dass „seine Sicht und das Gehör nicht durch die Besetzung, Tiere, die Ladung, Geräte oder den Zustand des Fahrzeugs beeinträchtigt werden.“ Zwar ist das Bußgeld beim Fahren mit vereisten Scheiben und unzureichenden Sichtverhältnissen nicht besonders hoch, doch man riskiert den Verfall der Kaskoversicherung.

Es ist also sinnvoll, sich das Thema eisfreie Scheiben einmal genauer anzusehen.

Der Eiskratzer

Der Klassiker. Wahrscheinlich ist kein anderes Hilfsmittel bekannter und verbreiteter als der Eiskratzer, wenn es ums Kratzen geht. Zumal es den Helfer aus Plastik in diversen Formen und Varianten gibt: dreieckig und klein, mit Griff, mit einem Handschuh, mit Handschuh und langem Griff und so weiter.

Die Frontscheibe eines Pkws größtenteils freigekratzt.

Der typische Anblick, nachdem man mit dem Eiskratzer aktiv war.                                                 © maho – fotolai

Nachteile des Eiskratzers

Natürlich ist der Wohlfühlfaktor nicht besonders hoch. Wer hat schon Lust, bei eisigen Temperaturen mit großem Kraftaufwand auf seiner Scheibe herumzukratzen?

Übersicht korrekter Haltungen und Vorgehensweisen beim Eiskratzen.

Beim Eiskratzen kann man einige Dinge beachten, um die Scheibe zu schonen.

Ein sehr großer Nachteil ist jedoch die kontinuierliche Beschädigung der Autoscheibe: In der Eisschicht befinden sich feine Dreck- und Sandpartikel. Durch den Druck und die Reibung entstehen zahlreiche kleine Kratzer. Auch wenn diese meist kaum sichtbar sind, kann die Blendwirkung durch Scheinwerfer aus dem Gegenverkehr oder Sonnenstrahlen verstärkt werden.

Die Alternative: elektronische Eiskratzer

Mittlerweile gibt es beheizte und rotierende Eiskratzer mit Gummi- oder Kunststoffnoppen. Wir konnten ein derartiges Gerät bisher nicht testen, haben aber von guten Ergebnissen und Erfahrungen gehört. Außerdem soll der Kraftaufwand sehr gering sein.

Generell wächst die Auswahl elektronischer Eiskratzer immer stärker. Wir sind derzeit allerdings skeptisch, ob das Angebot tatsächlich viele nützliche Produkte bereithält.

Die Thermomatte

Mindestens so bekannt wie der Eiskratzer. Auch hier ist die Auswahl riesig. Für gewöhnlich sind die Thermomatten mit einer dünnen Schicht aus Aluminium bezogen. Abends müssen sie so eng anliegend wie möglich auf der Frontscheibe angebracht werden. Meist werden die Abdeckfolien mit Flügeln in der Fahrer- und Beifahrertür eingeklemmt.

Nachteile der Thermomatte

Durch das Einklemmen zwischen den Türen kann Wasser in den Innenraum des Autos gelangen. Dann wird das Fahrzeug von innen feucht. Dies führt dazu, dass die Autoscheiben von innen überfrieren. Außerdem können die Gummidichtungen der Türen feucht werden und festfrieren.

Um nicht noch mehr Feuchtigkeit zu erzeugen, sollte auch der Transport der feuchten Thermomatte im Auto vermieden werden.

Die Alternativen: elektronische Heizmatten oder Autoabdeckungen

Elektronische Heizmatten, auch Frontscheibenheizungen oder Eis-Frei-Matten genannt, kommen gerade immer mehr in Mode. Sie werden über den Zigarettenanzünder mit Strom versorgt und durch Saugnäpfe von innen an der Scheibe angebracht.

Die Ergebnisse lassen allerdings zu wünschen übrig. Außerdem ist die Stromaufnahme meistens recht hoch. Alternativ bieten sich großflächige Autoabdeckungen an. Diese Hauben werden über das gesamte Auto gespannt und von außen an der Verkleidung angebracht. Bei starkem Wind können sie allerdings schnell das Weite suchen.

Tipp für Ducato-Wohnmobilisten

Speziell für Reisemobile auf Basis des Fiat Ducatos eignen sich sogenannte Bugschutzplanen. Diese bedecken die Motorhaube mitsamt der Front- und Seitenscheiben.

Die atmungsaktiven Hüllen verhindern Staunässe und schützen die Frontpartie im Gesamten vor Eis und Schnee. Ein richtig gutes Produkt, dass trotz der etwas höheren Anschaffungskosten lohnt.

Sprays und Co.

Scheibenenteiser entfernen Eis in Sekundenschnelle. Nach dem Aufsprühen muss das abgetaute Eis nur noch mit einem sauberen Eiskratzer beseitigt werden. Bei richtig dicken Eisschichten sind allerdings mehrere Sprüh- und Abziehrunden nötig. Außerdem entstehen durch das enthaltene Glycerin oft Schlieren auf den Scheiben, wodurch die Sicht behindert wird.

Es sollten bewusst Sprays genutzt werden, die ohne Treibgase auskommen und umweltverträgliche Alkohole enthalten. Doch leider sind immer noch viele chemischen Keulen auf dem Markt, deren Inhaltsstoffe in die Atmosphäre gelangen und so die Umwelt schädigen.

Nanosprays oder Eisblocker sind mit einem gewissen Aufwand verbunden, da sie im Vorfeld über einen längeren Zeitraum hinweg aufgetragen werden müssen. Die Ergebnisse sind oft blendend – dank der Versiegelung (Lotuseffekt) friert die Scheibe nicht so schnell zu und das Eis kann leichter abgenommen werden.

DOCH VORSICHT: Es gibt immer wieder Berichte von schlechten Ergebnissen, die sogar zu erheblichen Beeinträchtigungen der Sicht führen können. Denn chemische Prozesse sorgen dafür, dass das Wasser nicht mehr auf der Frontscheibe haften bleiben kann. Der Wasserfilm wird also zerstört bzw. verhindert. Scheibenwischer sind allerdings auf eben jenen Wasserfilm angewiesen, um einwandfrei zu funktionieren. Die Scheibenwischer beseitigen das Wasser dann nicht mehr, sondern verteilen ihn viel mehr in einem dünnen Film auf der gesamten Scheibe.

Blick durch eine verschmierte, halb zugefrorene Autoscheibe nach draußen.

Wenn’s mit Spray blöd läuft, kann die Scheibe auch mal so aussehen.                                                   © Rebs Haupt – fotolia

Muttis Hausmittel

Ach ja, Mama weiß fast immer weiter. Oder war’s in diesem Fall doch immer eher Papa, der die besten Kniffe parat hatte? Ich weiß es nicht mehr genau. Aber ich kann mich noch an einige Tipps von früher erinnern.

Salz in der Wollsocke

Klappt tatsächlich, dauert allerdings sehr lange. Zusätzlich kann noch eine Wärmflasche aufs Armaturenbrett gelegt werden.

Die CD-Hülle

Hat bzw. hatte man meist immer im Auto. Aber klar: Man muss sich entscheiden, welches Album man opfern kann. Vielleicht eine gute Möglichkeit, um sich von musikalischen Fehltritten aus der Vergangenheit zu trennen. Denn – Spaß beiseite – oft zerbrechen die Hüllen und sorgen ebenfalls für feine Kratzer in der Scheibe. CD-Hüllen sollten also nur im Notfall zum Einsatz kommen.

Der Pappkarton

Sollte nur verwendet werden, wenn es richtig knackig kalt ist. Regen oder Feuchtigkeit können nämlich dafür sorgen, dass die Pappe sich vollsaugt und bei Minusgraden an der Frontscheibe festfriert. Man sollte also lieber zur Thermomatte greifen.

Hausgemachter Scheibenenteiser

50/50 Wasser und Spiritus, dazu ein bisschen Spüli. Oder Frostschutzmittel und 20 % Spiritus. Oder Reinigungsalkohol mit Wasser und Spüli – es gibt diverse Rezepte, mit denen man seinen eigenen Scheibenenteiser produzieren kann.

Trotzdem sollte man auch hier vorsichtig sein, denn Spiritus greift die Gummidichtungen rund im die Scheibe an. Alkohol verdampft wiederum sehr schnell, wodurch Kälte erzeugt wird. Die Folge: Restwasser kann wieder auf der Scheibe gefrieren und die Sicht beeinträchtigen.

Unser Tipp? Leitungswasser!

So einfach und doch so simpel. Einfach morgens eine Flasche mit Leitungswasser füllen, raus zum Auto und langsam über die Scheibe laufen lassen – schnell, einfach, günstig. Natürlich muss loser Schnee vorher entfernt werden.

Aber auch hier gibt es etwas zu beachten: Entscheidend ist die Temperaturdifferenz zwischen Leitungswasser und Außentemperatur bzw. Temperatur der Scheibe. Ist diese zu groß, kann es möglicherweise zu Rissen oder Sprüngen kommen.

Das Leitungswasser sollte also auf gar keinen Fall zu heiß sein oder sogar zuvor zum Kochen gebracht worden sein. Führt man sich vor Augen, wie kalt es bei Minusgraden ist, kann man sich schnell denken, dass die Temperatur aus dem Wasserhahn völlig ausreicht.

Zusatztipps

Bevor’s richtig kalt wird, sollten die Türgummis mit Fettstiften oder Vaseline bestrichen werden. Dies verhindert, dass sich Wasser mit dem Gummi verbinden kann und die Türen festfrieren.

Ausgediente Socken können gut über die Seitenspiegel gezogen werden. Sieht zwar etwas speziell aus, wirkt aber Wunder, wenn man keine beheizten Seitenspiegel hat.

Türschlossenteiser sollte auch immer bereitstehen – natürlich im Haus oder in der Wohnung. Und nicht im Auto …

Und last but not least: Winterreifen. Die beste Sicht hilft nichts, wenn man mit den falschen Schlappen bei winterlichen Straßenverhältnissen unterwegs ist.

Ihr seid dran

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